Selbstführung heißt das Zauberwort

In diesem Blogeintrag mache ich eine Art Zusammenfassung und Resümee aus meinem Buch „(Selbst)verständlich führen“1, das 2019 erschienen ist.

Es geht um die drei folgenden Fragen:

  1. Was bedeutet Führen für mich?
  2. Wie sieht für mich ein Modell des Führens der Zukunft aus?
  3. Was nehme ich als Essenz aus den Interviewgesprächen aus dem Buch „Selbstführung“ mit?

1. Was bedeutet Führen für mich?

Anselm Grün, der Benediktinerpater und Autor, sagt: „Führen ist die Kunst, den Schlüssel zu finden, der die Schatztruhe des Mitarbeiters aufschließt“.2

Für mich hängt Führung sehr eng mit dem Begriff der Selbstführung zusammen. Die Fähigkeit, sich selbst zu führen, gehört meiner Ansicht nach zu den sozialen Kompetenzen und spielt sowohl im beruflichen als auch im privaten Leben eine entscheidende Rolle. Das betrifft auch die Beziehungsgestaltung, die ich als Privatperson wie auch als Führungskraft verantworte. Verantwortung verstehe ich hier in dem Sinne, dass ich auf Situationen im Arbeitsalltag empathisch reagieren kann. In meinem Buch fallen bei den Interviewgästen Worte wie „emotionale Intelligenz“ und „Empathie“, das geht in eine ähnliche Richtung.
Schulz von Thun nennt es „mit sich selbst und anderen klarkommen“. Die Selbstführung bildet die Grundlage für ein konstruktives und kooperatives Miteinander und schafft so die Basis für authentische Entscheidungen und souveränes Handeln. Darunter fällt für mich auch, sich alte Glaubenssätze bewusst zu machen und seine Ängste zu erkennen, die beruflichen und privaten Beziehungen zu verbessern und das Leben als lebenslangen Prozess des Lernens zu verstehen. Darüber hinaus sind die eigenen Werte und inwieweit sie sich im Handeln widerspiegeln wichtig. Das heißt auch, seine Talente, Fähigkeiten und Stärken zu kennen und überhaupt sich selbst besser kennenzulernen. Genauso ist es aber auch von Bedeutung, in der Lage zu sein, Aufgaben und Talente zusammenzuführen. Gerade in diesem Zusammenhang möchte ich eine Empfehlung aussprechen: In seinem Buch „Die fünf Sprachen der Mitarbeitermotivation“3 geht Gary Chapman davon aus, dass jeder Mensch eine „Liebessprache“ spricht und es darüber hinaus fünf verschiedene Sprachen der Mitarbeitermotivation gibt, in denen sich Wertschätzung gegenüber den Mitarbeiter_innen wirkungsvoll ausdrücken lässt. Chapman gibt in diesem Buch Anregungen für ein anerkennendes und stärkendes Miteinander, sowohl im beruflichen als auch im privaten Kontext.

2. Wie sieht für mich ein Modell des Führens der Zukunft aus?

Auch hier möchte ich ein Zitat von Anselm Grün an den Anfang stellen: „Führung ist Dienstleistung und kein Privileg.“

Eine immer komplexer werdende Arbeitswelt stellt neue Anforderungen an Mitarbeiter_innen und auch an die Führungskräfte. Selbstführung heißt hier das Zauberwort, die Selbstreflexion und Selbstorganisation fördern soll. Wer sich selbst führen kann, handelt eigenverantwortlich, legt selbst Ziele und den zu beschreitenden Weg fest und überprüft von Zeit zu Zeit sein Handeln. Dabei geht es längst nicht mehr nur darum, sich auf mehr Leistung zu trimmen, sondern sich selbstkritisch zu hinterfragen. Wenn ich an die Führungskräfte aus der Generation Y4 denke, finden wir dort Haltungen wie Freude an der Tätigkeit, persönliche Weiterentwicklung und natürlich die Frage nach der Sinnhaftigkeit der Arbeit. Wer über Fähigkeiten und Werte wie Kommunikationsstärke, echtes Interesse für das Gegenüber, Zuverlässigkeit und Authentizität und Wertschätzung verfügt, der ist fit für das digitale Zeitalter.

3. Was nehme ich als Essenz aus den Interviewgesprächen aus dem Buch „Selbstführung mit“?

Zum einen, dass alle Interviewpartner_innen die Selbstführung genau wie ich als wesentlichen Bestandteil einer nachhaltigen Führung ansehen. Und zum anderen, dass nicht zuletzt die richtige Umgebung die kreative Zusammenarbeit fördert und sich positiv auf die Teamgestaltung auswirkt. Ein ideenreicher und origineller Austausch entwickelt sich meines Erachtens nicht zuletzt in der Gestaltung eines inspirierenden Ortes. Beispielsweise hat sich eine Methode wie das Walk&Meet5 aus dem Lifedesign-Portfolio als für das innovative und kreative Denken förderlich erwiesen. Diese Art Meeting wird in der Regel außerhalb der gewohnten Arbeitsumgebung durchgeführt. Bereits in der Antike hat sich Aristoteles den u.a. Gang im Freien für die Lehre zunutze gemacht. Er pflegte inmitten einer Gruppe von Schülern und Diskutanten in den Wandelhallen Athens umherzugehen und seine philosophische Denkschule abzuhalten. Das tat er, um seine innere Balance zu finden, die ein kreatives und freies Denken erst ermöglicht. Darüber hinaus glaube ich, dass wir Arbeitsumgebungen neu und anders denken dürfen. Was spricht zum Beispiel dagegen, ein Feedback- oder Mitarbeiter_innengespräch am Meer oder an einem See abzuhalten? Wie wäre es mal mit einem Zwiegespräch am Kamin? Hotels mit Kaminzimmer gibt es in großen oder auch kleineren Städten genug. Oder man verlegt den Teambildungs-Workshop zum Beispiel ins für mich absolut coole und sehr fantasievolle Hostel BaseCamp Bonn oder das Hüttenzauber hier in Berlin. Wie wäre es mit die Sinne stärkenden schönen Stoffen und Düften? Einfälle bekommen bei einer Gehmeditation? Konflikte aufdecken und spielerisch lösen, zum Beispiel beim Improvisationstheater? Ideen gibt es genug, man muss nur den Mut haben, neue Wege zu beschreiten.