Haltung bewahren!?
Ein Selbstversuch für mehr Selbstvertrauen. Nimm dir gern einen Stift, einen Zettel und etwas Zeit, um einige Übungen durchzuführen.
Körpersprache spielt bei der Kommunikation mit anderen eine sehr wichtige Rolle. Gesten und Körperhaltung entscheiden mit, wie du von anderen wahrgenommen wirst. Wissenschaftliche Untersuchungen kommen allerdings auch zu dem Ergebnis, dass deine Körpersprache nicht nur auf dein Gegenüber, sondern vor allem auf dich selbst abfärbt. Amy Cuddy konnte in einer Pilotstudie zeigen, dass das Hormon Testosteron – unter anderem verantwortlich für Selbstvertrauen, Ehrgeiz und Dominanz – und das Stresshormon Cortisol eine entscheidende Rolle bei Erfolg und Misserfolg spielen. Auch wenn sich die Zusammensetzung der Hormone im Körper ständig ändert, konnte Cuddy eines feststellen: Erfolgreiche Menschen verfügen im Durchschnitt über mehr Testosteron und weniger Cortisol als andere. Amy Cuddy wurde nicht zuletzt durch ihren Ted Talk¹ über Siegerposen einem breiteren Publikum bekannt.
Eine Übung zwischendurch: Lass die Schultern hängen, mach Dich klein und zieh die Mundwinkel nach unten. Wie fühlst Du Dich? Traurig, schwach, hilflos?
Doch inwieweit hängt der Hormonhaushalt im Körper mit dem Gefühl, erfolgreich zu sein, zusammen? Diesen Fragen auf den Grund zu gehen war die Intention der Tests von Amy Cuddy² und ihrem Team von der Harvard Business School. Hormone sind körpereigene Botenstoffe, die neben vielen anderen Funktionen starken Einfluss auf unser Verhalten haben. In mehreren Tests konnte Cuddy nachweisen, dass die Körperhaltung Einfluss auf den Hormonhaushalt hat. In einem weiteren Versuch bat sie deshalb Studentinnen und Studenten, 2 Minuten lang eine bestimmte Körperhaltung einzunehmen – entweder eine machtvolle Haltung („high-power pose“) oder eine machtlose („low-power pose“). Davor und danach wurde bei den Teilnehmern der Testosteron- und der Cortisolspiegel bestimmt. Das Ergebnis: Unabhängig davon, wie sich die Studenten und Studentinnen zuvor fühlten, hatte die Körpersprache starken Einfluss auf ihren Hormonhaushalt. Diejenigen, die eine machtvolle Körperhaltung eingenommen hatten, konnten ihren Testosterongehalt im Körper durchschnittlich um 20 Prozent steigern und das Cortisollevel um 25 Prozent senken. In nur 2 Minuten! Beim Einnehmen einer machtlosen Pose sank das Testosteron um 10 Prozent, während das Cortisol um 15 Prozent stieg.
Ist es also möglich, Menschen mit Selbstzweifeln oder einem Gefühl der Überforderung zu helfen, indem man sie einfach nur kurz ihre Körpersprache ändern lässt? Und ist dieser Effekt nicht nur ein subjektiver, sondern lässt er sich auch messen? Ja, denn nach Cuddy hat unabhängig vom „Gemütszustand“ das „Power Posing“ Einfluss auf den Testosteron- und den Cortisolspiegel.
Was also bewirken diese Posen? In welchen Situationen können sie uns helfen? Auch dazu hat Amy Cuddy Studentinnen und Studenten zu einem Versuch eingeladen und sie in zwei Gruppen eingeteilt. Sie nahmen an einem simulierten Vorstellungsgespräch teil, in dem sie von sich erzählen konnten. Den Teilnehmern war nicht bekannt, dass ihre Gesprächspartner auf der anderen Seite des Tisches die gesamte Zeit über keinerlei Regung zeigen sollten. Die „Chefs“ durften weder eine positive noch eine negative Reaktion zeigen, sondern sollten sie nur teilnahmslos anschauen. Dies löst bei jedem Menschen Unsicherheit und Stress aus. Nach den Tests bewerteten neutrale Dritte, die von der Vorgeschichte keine Ahnung hatten, die Videoaufnahmen. Sie sollten beurteilen, wer sich am besten präsentiert hatte und wen sie selbst am ehesten einstellen würden. Es zeigte sich, dass sie sich mit viel größerer Wahrscheinlichkeit für die Studenten und Studentinnen entschieden, die nach Amy Cuddys Anweisung zuvor für zwei Minuten eine machtvolle Körperhaltung eingenommen hatten. Die Teilnehmer, die sich 2 Minuten lang mit einer machtlosen Körperhaltung auf das Gespräch „vorbereitet“ hatten, waren deutlich unterlegen. Auch die an der Studie Teilnehmenden selbst konnten bei sich einen Unterschied feststellen³.
Eine weitere Übung für dich:
Stell dich vor einen Spiegel, verankere beide Füße fest am Boden und hebe leicht das Kinn. Zieh dich in die Höhe, indem du dir vorstellst, dass du vom Scheitel aus mit einem Faden mit dem Himmel verbunden bist. Drück die Schultern zurück und richte das Brustbein auf. Und jetzt lege dir ein Buch auf den Kopf, gehe langsam auf und ab und versuche dabei, das Buch auf deinem Kopf zu balancieren.
Ich habe diese Übung schon oft durchgeführt, und es hilft mir im Alltag, sie mir immer mal wieder in Erinnerung zu rufen.
Was fördert noch eine gute Haltung? Tanzen, auf einem Balken balancieren, auf Zehenspitzen laufen?
Was fällt dir an hilfreichen Posen ein? Ich freue mich über einen Kommentar, z.B. inhaltlich wie dir mein Blog gefallen oder ob das Thema für deinen Alltag hilfreich ist. Ich freue mich auch über die Zusendung von deinen Posen, die dir helfen, im Alltag selbstbewusst auftreten zu können. Vielen Dank.
¹ https://www.ted.com/talks/amy_cuddy_your_body_language_may_shape_who_you_are/transcript?language=de
² Cuddy/Wilmuth/Carney, “The Benefit of Power Posing Before a High-Stakes Social Evaluation.” (Harvard Business School Working Paper, No. 13-027, September 2012
³ Carney/Cuddy/Yap, “Power Posing: Brief Nonverbal Displays Affect Neuroendocrine Levels and Risk Tolerance.” (Psychological Science 21, No. 10 October 2010, S. 1363”“1368)
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