Freude bei der Selbstführung und beim Führen
Heute richte ich mich an Menschen, die sich mit Selbstführung und Führen beschäftigen sowie an Menschen, die als Führungskraft oder angehende Führungskraft bereits Erfahrungen damit gesammelt haben, sich mehr oder weniger ihres (Selbst-) Führungsverhaltens bewusst sind und sich für neue bzw. andere Perspektiven öffnen möchten.
(Selbst-) Führung als Lernprozess
Seit mehr als einem Jahrzehnt bin ich in der Automobilbranche tätig und habe seitdem als Frau und Managerin unzählige Erfahrungen gemacht und mir Know-how angeeignet. In diesen Jahren bin ich unterschiedlichen Menschentypen und Führungsstilen begegnet und weiß somit, was es bedeutet, geführt zu werden und zu führen. Umso mehr bewegen mich Themen wie Persönlichkeit, Führung, Selbstführung und Geführtwerden. In diesem Zusammenhang habe ich zahlreiche Seminare und Trainings zu unterschiedlichen Führungsmodellen, Führungsweisen, Persönlichkeitstypen etc. absolviert.
Durch die zunehmende Digitalisierung der privaten wie auch der beruflichen Welt verändern sich sowohl die Anforderungen an die Mitarbeiter und Führungskräfte als auch deren Bedürfnisse. Ich habe mich u. a. durch die Inanspruchnahme von Coaching-Sitzungen entschieden, mein Verhalten und meinen eigenen Führungsstil besser verstehen zu lernen. In meinem Leben spielt Selbstverantwortung eine wesentliche Rolle. So haben sich auf meinem Weg neben Achtsamkeitsübungen auch Meditationen, Coaching und „Freizeit mit mir selbst“ als geeignete Formen der Selbstreflexion gezeigt, die der Schlüssel zu einem tieferen Selbstverständnis und mehr Klarheit sind. Nicht zuletzt habe ich dadurch gelernt, flexibler mit Veränderung umzugehen, bin mir meiner Kompetenzen bewusster geworden; gesetzte Ziele erreiche ich leichter, entspannter, souveräner und kann als Mentorin auch andere inspirieren.
„Nur wer sich selbst führen kann, kann andere führen.“ – Anselm Grün
Wohin führen Sie andere?
Wie führen Menschen und wie wollen Menschen geführt werden? Es gilt, unter den jeweils gegebenen Bedingungen den individuell erfolgreichsten Führungsstil zu entwickeln. Bei der Entwicklung des eigenen Führungscharakters sind wichtige Punkte zu berücksichtigen. Zufriedene Mitarbeiter haben eine emotionale Bindung zu ihrem Unternehmen. Doch laut Gallup-Studie haben nur 15 % eine solche Verbindung zu ihrem Arbeitgeber. Weitere 15 % haben innerlich schon gekündigt und die verbleibenden 70 % machen mehr oder weniger Dienst nach Vorschrift. Erkenntnisse aus der Neurowissenschaft belegen, was einen Menschen zufrieden macht: Selbstverwirklichung, Kontrolle, Orientierung, Verbindungen, Freude an der Arbeit.
»Schon Darwin nahm an, dass Mitgefühl unser stärkster Instinkt ist.« Dacher Keltner
Haben Sie sich schon mal gefragt, welche Werte Ihrer Selbstführung zugrunde liegen? Führen Sie sich überhaupt selbst? Welche Wertvorstellungen spiegeln sich in den Rollen wider, die Sie im Privatleben und im Arbeitsalltag einnehmen? Es kommt nicht selten vor, dass Führungspositionen besetzt werden, weil ein Mitarbeiter seit vielen Jahren im Unternehmen ist und nicht etwa aufgrund seiner Führungsqualitäten. Gerade im Umfeld kleiner und mittlerer Betriebe kostet das übliche Vorgehen, aus einer guten Fachkraft eine Führungskraft zu machen, alle Beteiligte viel Energie und Nerven. Warum scheuen sich so viele, Personalverantwortung auch wieder abzugeben, wenn sie merken, dass sie nicht wirklich Freude daran bzw. kein Talent dazu haben? Führungsverantwortung abzugeben kann dazu führen, dass der oder die Betreffende sich danach wesentlich glücklicher und zufriedener fühlt.
Was bestimmt Ihre Führung und wo führt es Sie hin?
Die Fähigkeit der Selbstführung gehört meiner Ansicht nach zu den sozialen Kompetenzen und spielt sowohl im Führungskontext als auch im privaten Leben eine entscheidende Rolle. Das betrifft z. B. die Beziehungsgestaltung, die ich als Führungskraft genauso verantworte, wie als Privatperson. Das Leben als ständigen Prozess zu begreifen, bedeutet, sich alte Glaubensätze bewusst zu machen, seine Ängste zu erkennen und damit die beruflichen und privaten Beziehungen zu verbessern. Darüber hinaus ist es wichtig, sich immer mal wieder seiner eigenen Werte zu versichern und sich zu fragen, inwieweit sie sich noch im eigenen Handeln widerspiegeln.
Wie sieht das Modell der Führung in der Zukunft aus?
„Wenn du willst, was du noch nie gehabt hast, dann tu, was du noch nie getan hast“. Nossrat Peseschkian
Eine immer komplexer werdende Arbeitswelt stellt neue Anforderungen, sowohl an Mitarbeiter als auch an Führungskräfte. Selbstführung heißt hier das Zauberwort, durch die Selbstreflexion und Selbstorganisation gefördert werden sollen. Wer sich selbst führen kann, handelt eigenverantwortlich, legt Ziele und den zu beschreitenden Weg fest und überprüft von Zeit zu Zeit sein Handeln. Dabei geht es längst nicht nur darum, sich auf mehr Leistung zu trimmen, sondern sich selbstkritisch zu hinterfragen. Wenn wir an die Führungskräfte der Generation Y denken, finden wir dort Haltungen wie Freude an der Tätigkeit, Wunsch nach persönlicher Weiterentwicklung und das Bedürfnis nach Sinnhaftigkeit der Arbeit. Wer über Fähigkeiten und Werte wie Wertschätzung, Kommunikationsstärke, echtes Interesse an seinem Gegenüber, Zuverlässigkeit und Authentizität verfügt, der ist fit für das digitale Zeitalter. Die Digitalisierung ist zwar grundsätzlich ein Technologiethema, das die Arbeitswelt strukturell verändert. Doch was bleibt, sind Menschen mit ihren emotionalen Bedürfnissen. Diese sind nicht über Algorithmen zu befriedigen. Ein Mensch möchte einen Menschen erleben und das gerade in der Arbeitswelt. „Gesundes Führen“ heißt emotionales Führen. Wer das nicht berücksichtigt, muss mit hohem Krankenstand und großer Fluktuation rechnen. Die Konkurrenz hingegen, die diese Bedürfnisse nicht aus den Augen verliert, hat Spaß, Erfolg und die Besten der Besten der Branche.
(Hör-) Buch zum Thema: (Selbst-)verständlich führen.
Dacher Keltner: Das Macht-Paradox: Wie wir Einfluss gewinnen – oder verlieren.
Hinterlasse einen Kommentar