Das digitale Selbst

In meinem langjährigen Berufsleben habe ich viele Führungskräfte erleben dürfen. In der Regel haben mich die ManagerInnen inspiriert, die Wertschätzung und eine hohe Entscheidungskraft eingebracht haben. Von nur scheinbaren EntscheiderInnen dagegen, die autoritär und wenig freundlich über MitarbeiterInnen und auch über mich verfügen wollten, fühlte ich mich angestrengt und provoziert. Vielleicht haben Sie beim Lesen unmittelbar eigene ChefInnen vor Augen.

Die Industrie 4.0 ist im Wandel und befindet sich in der digitalen Transformation. Gefragt sind Agilität und Flexibilität, um den veränderten beruflichen Anforderungen angemessen zu begegnen. Bei den folgenden Aspekten sehe ich jeden Einzelnen in der New Work gefordert. Mitgebracht werden sollte:

  • ein offenes Mindset
  • veränderte Soft Skills/Social Skills
  • die Fähigkeit, Tools zu nutzen

Jeder Mensch hat mittlerweile ein digitales Selbst entwickelt, das ganz verschieden ausgeprägt sein kann. Ich selbst bewege mich als Managerin in der Automobilbranche im sogenannten mittleren Management. Im Zuge der Veränderungen sehe ich den Schwerpunkt meiner Arbeit darin, Entscheidungen einzuleiten bzw. herbeizuführen. Doch haben sich die Regeln in der digitalen Welt in Anbetracht der Vielzahl der Kommunikationskanäle erweitert und bedürfen einer Anpassung.

Neben dem klassischen Handwerk, dem Tooling und dem jeweiligen Unternehmensprozess, die Manager im mittleren Management steuern dürfen, sind u. a. auch noch folgende Skills von weitreichender Bedeutung:

  1. Moderation: unterschiedliche Sichtweisen darstellen und integrieren
  2. Präsentieren: Sachverhalte darstellen und erklären
  3. Umgang mit digitalen Werkzeugen und ihre gezielte und zeitlich angemessene Nutzung

Diese Führungsmethoden sind vielleicht nicht neu, und doch trifft jeder und jede Einzelne die Entscheidung, wie ein Tool genutzt wird, was nicht zuletzt auch von der eigenen Ausbildung beeinflusst wird.

Jeden Tag stehen wir vor der Herausforderung, unsere Ziele im Kleinen und im Großen fokussiert anzugehen und nach Prioritäten zu ordnen. Endlose Meetings, in denen Themen ziellos verhandelt und Entscheidungen vertagt werden, sind immer noch an der Tagesordnung. Agilität bedeutet u. a., die digitalen Voraussetzungen zu nutzen und z. B. in Meetings in bewusster Moderation und klarer Präsentation ein „getting to the point“ herbeizuführen. Jedes Meeting darf mit Entscheidungen enden, die ein Team im nächsten Projektschritt oder Produktabschnitt zu wirksamen und sinnvollen Maßnahmen befähigt.

Wann haben Sie das letzte Mal wirklich konzentriert an einem Thema, einer Mail oder einem Konzept gearbeitet? Wann waren Sie im sogenannten Flow und sind tief in die Arbeit eingetaucht?

Was brauchen Sie, um sich Zeit einzuräumen und sich konzentriert und bewusst in ein Thema vertiefen zu können? Meines Erachtens bedarf das einer Entscheidung und des Willens dazu. Es ist eine Entscheidung, ob man sich zurückzieht oder sich stattdessen in der Hektik eines Tages verausgabt. Wenn ich mich für den Rückzug entscheide, dann entscheide ich mich gegen das Eintauchen in die Gemeinschaft und umgekehrt. Es ist meines Erachtens abzuwägen, was in dem Moment gebraucht wird bzw. für Sie passt!

Wie sehen Sie das?